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Finnland/Schweden: Grenzüberschreitender Nationalpark Kvarken

Hoch oben im Norden, zwischen der finnischen Stadt Vaasa und dem schwedischen Umeå liegt der Kvarken-Archipel in der Ostsee. Der Schärengarten mit seinen fast 6.000 Inseln ist nicht nur Spielplatz für Segler, Vogelfreunde und Naturtouristen. Als einmaliges Beispiel für die postglaziale Landhebung hat ihn die UNESCO 2006 zum Weltnaturerbe ernannt.

 

Blick über die Inseln des Kvarken-Archipels

 

Wenn der Druck nachlässt

Vor etwa 11.500 Jahren, am Ende der letzten Eiszeit, war das Gebiet das heute Schweden und Finnland ausmacht, von einer bis zu drei Kilometer dicken Eisschicht bedeckt. Durch das enorme Gewicht welches auf ihr lastete, wurde die Erde nach unten gedrückt.

Am intensivsten war der Effekt auf dem Gebiet des Kvarken-Archipels. Dort pressten die Gletscher das Land um mehr als 1.000 Meter nach unten. Als dann das Eis schmolz begann sich das Land wieder zu heben. Am Anfang ging es um bis zu zehn Zentimeter pro Jahr nach oben, heute sind das nur noch etwa zehn Millimeter.

Das klingt nach wenig, führt aber doch dazu, dass die Region jedes Jahr um eine Landfläche wächst, die der Größe von 150 Fußballfeldern entspricht. Wer lange genug wartet, kann sich die Fährüberfahrt sparen und zu Fuß von Finnland nach Schweden gehen. Etwas Geduld braucht es allerdings, denn bis es soweit ist, ziehen noch mindesten weitere 3.000 Jahre ins Land.

 

Hafen im Landesinneren

Eindrucksvoll kann man den Effekt der Landhebung bei Vaasa beobachten. Die größte Stadt Westfinnlands wurde 1606 gegründet. Knapp 250 Jahre später fiel sie einem Großbrand zum Opfer. Rückblickend erwies sich die Katastrophe als Glücksfall. Das Land hatte sich nämlich im Laufe der Zeit gehoben und die Stadt, die einst am Meer lag, war landeinwärts „gewandert“.

Der Hafen war damals kaum mehr nutzbar und der Schiffsverkehr bedeutungslos geworden. Das neue Vaasa gründeten die Menschen dann wieder am Ufer der Ostsee. Der Hafen gewann seine alte Bedeutung zurück, der Handel florierte und schließlich bekam die Stadt sogar einen Eisenbahnanschluss.

In der Folge entwickelte sich Vaasa zum wichtigsten Zentrum Westfinnlands. Wer heute die Überreste von Alt-Vaasa besuchen will, das Gebäude des Hofgerichts und ein Kaufmannshaus sind noch zu sehen, muss sieben Kilometer ins Landesinnere fahren.

 
Vaasa

 

Fischerhütten und ein Aussichtsturm

Am besten lernen die Besucher die spektakuläre Inselwelt des Kvarken vom Boot aus kennen. Wer sich keiner der vielen Rundfahren anschließen will, findet im Fischerort Svedjehamn eine spannende Alternative. Dort stehen nicht nur haufenweise fotogene rot gestrichene Fischerhütten, sondern auch ein 20 Meter hoher Aussichtsturm, der einen weiten Blick über die Inselwelt erlaubt.

Große Inseln, kleine Inseln, welche mit und ohne Bäume, und unzählige Felsen, die mal mehr, mal weniger aus dem Meer herausragen – das Navigieren durch den Archipel fordert den ganzen Seemann. Und der wiederum muss sich regelmäßig eine neue Seekarte besorgen. Die Küstenlinie im Kvarken-Archipel verändert sich von Jahr zu Jahr.

 

Svedjehamn Fischerhütten

 

Gitarren im Norden

Die Fähre hinüber ins schwedische Umeå meistert problemlos die Slalomfahrt durch die Inselwelt. Die 85.000 Einwohner zählende Universitätsstadt war 2014 europäische Kulturhauptstadt. Im gleichen Jahr eröffneten auch die Zwillingsbrüder Samuel und Mickael Åhdén ihr Gitarrenmuseum, das gleich einen zweifachen Rekord hält.

Es ist sowohl die nördlichste Gitarrenausstellung, als auch die größte private Gitarrensammlung – beides im weltweiten Vergleich. Über 500 Gitarren haben die beiden Schweden ausgestellt. Obwohl sie auch Instrumente besitzen, die einst Eric Clapton, Keith Richards oder Jeff Beck gespielt haben, ist der größte Stolz der beiden Schweden eine Fender Broadcaster von 1950.

Mickael Åhdén schwärmt: „Ursprünglich wurden von dieser Gitarre nur 200 Exemplare hergestellt und nur wenige sind heute noch gut erhalten.“ Und: „Das ist eines der schönsten Instrumente, das man besitzen kann.“ Die Brüder schwärmen für alles Amerikanische – sei es für Oldtimer, Jeanshosen oder Cowboyhüte. Drüben auf der anderen Seite des großen Teiches waren sie allerdings noch nie.

 
 
Umeå Gitarrenmuseum von Samuel und Mickael Åhdén
 
 

Aussicht vom hohen Berg

Gut eine Autostunde südlich von Umeå beginnt bei Härnösand der Nationalpark Höga Kusten. Hier ist der Name Programm – die deutsche Übersetzung bedeutet nämlich nichts anderes als „Hohe Küste“. In Schweden ist das Land dem Meer schon weiter entstiegen als drüben auf der finnischen Seite.

Bis zu 285 Meter ist die Steilküste hoch und wer am Felsabbruch entlang spaziert, hat weite Aussichten. Den besten Blick genießt der Wanderer aber von Mjältö. Das ist das schwedische Eiland mit der höchsten Erhebung. Wer zum Inselberg auf 236 Meter Höhe hinaufsteigt, überschaut von oben ein grün-blaues Puzzle aus Bäumen und Wasser.

In der Nebensaison bleibt die vielleicht schönste Aussicht an der schwedischen Küste Wanderern mit eigenem Boot vorbehalten. In der Hauptsaison aber bringt ein Ausflugsboot vom Skuleberg, auch er ist Teil der Höga Kusten, die Passagiere hinüber nach Mjältö, der Insel mit dem Traumblick über den Kvarken-Archipel.

 
 
Ausblick von Mjältö

 

I N F O S

Kvarken Destinations: www.kvarkendestinations.com

Vaasa RegionTourism: www.vaasa.fi

Fähre Vaasa-Umeå: www.wasaline.com/en/

Visit Umeå: https://visitumea.se

Gitarrenmuseum Umeå: https://guitarsthemuseum.com

Boottour zur Insel Mjältö: www.skulebergethavscamping.se

 
© Text und Fotos: Rasso Knoller

Finnland/Schweden: Grenzüberschreitender Nationalpark Kvarken

Hoch oben im Norden, zwischen der finnischen Stadt Vaasa und dem schwedischen Umeå liegt der Kvarken-Archipel in der Ostsee. Der Schärengarten mit seinen fast 6.000 Inseln ist nicht nur Spielplatz für Segler, Vogelfreunde und Naturtouristen. Als einmaliges Beispiel für die postglaziale Landhebung hat ihn die UNESCO 2006 zum Weltnaturerbe ernannt.

 

Blick über die Inseln des Kvarken-Archipels

 

Wenn der Druck nachlässt

Vor etwa 11.500 Jahren, am Ende der letzten Eiszeit, war das Gebiet das heute Schweden und Finnland ausmacht, von einer bis zu drei Kilometer dicken Eisschicht bedeckt. Durch das enorme Gewicht welches auf ihr lastete, wurde die Erde nach unten gedrückt.

Am intensivsten war der Effekt auf dem Gebiet des Kvarken-Archipels. Dort pressten die Gletscher das Land um mehr als 1.000 Meter nach unten. Als dann das Eis schmolz begann sich das Land wieder zu heben. Am Anfang ging es um bis zu zehn Zentimeter pro Jahr nach oben, heute sind das nur noch etwa zehn Millimeter.

Das klingt nach wenig, führt aber doch dazu, dass die Region jedes Jahr um eine Landfläche wächst, die der Größe von 150 Fußballfeldern entspricht. Wer lange genug wartet, kann sich die Fährüberfahrt sparen und zu Fuß von Finnland nach Schweden gehen. Etwas Geduld braucht es allerdings, denn bis es soweit ist, ziehen noch mindesten weitere 3.000 Jahre ins Land.

 

Hafen im Landesinneren

Eindrucksvoll kann man den Effekt der Landhebung bei Vaasa beobachten. Die größte Stadt Westfinnlands wurde 1606 gegründet. Knapp 250 Jahre später fiel sie einem Großbrand zum Opfer. Rückblickend erwies sich die Katastrophe als Glücksfall. Das Land hatte sich nämlich im Laufe der Zeit gehoben und die Stadt, die einst am Meer lag, war landeinwärts „gewandert“.

Der Hafen war damals kaum mehr nutzbar und der Schiffsverkehr bedeutungslos geworden. Das neue Vaasa gründeten die Menschen dann wieder am Ufer der Ostsee. Der Hafen gewann seine alte Bedeutung zurück, der Handel florierte und schließlich bekam die Stadt sogar einen Eisenbahnanschluss.

In der Folge entwickelte sich Vaasa zum wichtigsten Zentrum Westfinnlands. Wer heute die Überreste von Alt-Vaasa besuchen will, das Gebäude des Hofgerichts und ein Kaufmannshaus sind noch zu sehen, muss sieben Kilometer ins Landesinnere fahren.

 
Vaasa

 

Fischerhütten und ein Aussichtsturm

Am besten lernen die Besucher die spektakuläre Inselwelt des Kvarken vom Boot aus kennen. Wer sich keiner der vielen Rundfahren anschließen will, findet im Fischerort Svedjehamn eine spannende Alternative. Dort stehen nicht nur haufenweise fotogene rot gestrichene Fischerhütten, sondern auch ein 20 Meter hoher Aussichtsturm, der einen weiten Blick über die Inselwelt erlaubt.

Große Inseln, kleine Inseln, welche mit und ohne Bäume, und unzählige Felsen, die mal mehr, mal weniger aus dem Meer herausragen – das Navigieren durch den Archipel fordert den ganzen Seemann. Und der wiederum muss sich regelmäßig eine neue Seekarte besorgen. Die Küstenlinie im Kvarken-Archipel verändert sich von Jahr zu Jahr.

 

Svedjehamn Fischerhütten

 

Gitarren im Norden

Die Fähre hinüber ins schwedische Umeå meistert problemlos die Slalomfahrt durch die Inselwelt. Die 85.000 Einwohner zählende Universitätsstadt war 2014 europäische Kulturhauptstadt. Im gleichen Jahr eröffneten auch die Zwillingsbrüder Samuel und Mickael Åhdén ihr Gitarrenmuseum, das gleich einen zweifachen Rekord hält.

Es ist sowohl die nördlichste Gitarrenausstellung, als auch die größte private Gitarrensammlung – beides im weltweiten Vergleich. Über 500 Gitarren haben die beiden Schweden ausgestellt. Obwohl sie auch Instrumente besitzen, die einst Eric Clapton, Keith Richards oder Jeff Beck gespielt haben, ist der größte Stolz der beiden Schweden eine Fender Broadcaster von 1950.

Mickael Åhdén schwärmt: „Ursprünglich wurden von dieser Gitarre nur 200 Exemplare hergestellt und nur wenige sind heute noch gut erhalten.“ Und: „Das ist eines der schönsten Instrumente, das man besitzen kann.“ Die Brüder schwärmen für alles Amerikanische – sei es für Oldtimer, Jeanshosen oder Cowboyhüte. Drüben auf der anderen Seite des großen Teiches waren sie allerdings noch nie.

 
 
Umeå Gitarrenmuseum von Samuel und Mickael Åhdén
 
 

Aussicht vom hohen Berg

Gut eine Autostunde südlich von Umeå beginnt bei Härnösand der Nationalpark Höga Kusten. Hier ist der Name Programm – die deutsche Übersetzung bedeutet nämlich nichts anderes als „Hohe Küste“. In Schweden ist das Land dem Meer schon weiter entstiegen als drüben auf der finnischen Seite.

Bis zu 285 Meter ist die Steilküste hoch und wer am Felsabbruch entlang spaziert, hat weite Aussichten. Den besten Blick genießt der Wanderer aber von Mjältö. Das ist das schwedische Eiland mit der höchsten Erhebung. Wer zum Inselberg auf 236 Meter Höhe hinaufsteigt, überschaut von oben ein grün-blaues Puzzle aus Bäumen und Wasser.

In der Nebensaison bleibt die vielleicht schönste Aussicht an der schwedischen Küste Wanderern mit eigenem Boot vorbehalten. In der Hauptsaison aber bringt ein Ausflugsboot vom Skuleberg, auch er ist Teil der Höga Kusten, die Passagiere hinüber nach Mjältö, der Insel mit dem Traumblick über den Kvarken-Archipel.

 
 
Ausblick von Mjältö

 

I N F O S

Kvarken Destinations: www.kvarkendestinations.com

Vaasa RegionTourism: www.vaasa.fi

Fähre Vaasa-Umeå: www.wasaline.com/en/

Visit Umeå: https://visitumea.se

Gitarrenmuseum Umeå: https://guitarsthemuseum.com

Boottour zur Insel Mjältö: www.skulebergethavscamping.se

 
© Text und Fotos: Rasso Knoller