Serbien ist eine der großen Unbekannten unter den europäischen Reiseländern. Dabei hätte das Land den Besuchern viel zu bieten – Party für die Jungen und viel Geschichte und Natur für die Älteren. Und vor allem die Donau, die Lebensader des Landes.
Belgrad gilt als die Partyhauptstadt des Balkans. Einige vergleichen das Nachtleben dort mit dem in Berlin, andere setzen es sogar auf eine Stufe mit New York. Die meisten Ausgehlokale liegen in der Nähe der Donau oder der Save, dem zweiten Fluss, der die Stadt durchfließt. Selbst Jamie Oliver hat vor kurzem ein Restaurant am Wasser eröffnet. Belgrad bietet aber auch viele Sehenswürdigkeiten. Einheimische verabreden sich gerne „beim Pferd“ auf dem Platz der Republik, dem Trg Republike. Oben auf dem Pferd sitzt – selbstverständlich nicht lebend, sondern in Bronze als Statue – Fürst Mihajlo Obrenovic, der im 19. Jahrhundert in Serbien regierte.
Für Touristen ist der Platz der perfekte Startpunkt für eine Stadtbesichtigung, liegen doch das Nationalmuseum, das Nationaltheater und die Fußgängerzone Knez Mihailova nur einen Steinwurf entfernt. Die beliebte Einkaufsstraße bietet mehr als Geschäfte, Restaurants und Cafés. Ihre Gründerzeithäuser stehen allesamt unter Denkmalschutz. Der dem heiligen Sava geweihte Dom ist mit einer Fläche von 4830 Quadratmetern eines der größten orthodoxen Gotteshäuser der Welt. Die gläubigen Serben errichteten ihn an der Stelle, an der 1595 der Osmanenführer Sinan-Pasha die Gebeine des Gründers der serbisch-orthodoxen Kirche verbrennen ließ.
Von der Belgrader Festung schaut man hinab auf den Zusammenfluss von Donau und Save. Wenn man Fremdenführerin Simonida Popov glaubt, dann gab es schon 115 Schlachten um die Vorherrschaft über die Stadt. Sicher ist zumindest, dass wegen ihrer herausragenden strategischen Lage immer wieder um die serbische Hauptstadt gekämpft wurde. Denn meist galt: Wer Belgrad besitzt, hat auch das Sagen auf dem Balkan.
Festung an der Donau
Die größte Festung auf dem Kontinent
Novi Sad ist mit gut 300000 Einwohnern die zweitgrößten Stadt des Landes. 2022 war sie eine der Kulturhauptstädte Europas. Außerdem pflegen sie dort schon lange eine Städtepartnerschaft mit Dortmund. Ohnehin ist Deutschland für die meisten Serben kein unbekanntes Land. Fast jeder kennt jemanden der dort arbeitet oder gearbeitet hat. Der Trg Slobode ist der zentrale Platz der Altstadt. An seiner Südseite liegt das Rathaus, im Norden erhebt sich die neugotische Marien-Kirche. In der Sommersonne funkeln ihre Dachziegel orange und grün. In der Dunavska, der Einkaufsstraße, die aus der Altstadt zur Donau hinabführt, liegen die Geschäfte der großen internationalen Ketten. Schöner sind aber die Häuser am Straßenrand, die in bunten Pastelltönen aussehen, als hätten sie sich für einen Sommerausflug zurechtgemacht.
Jeder der nach Novi Sad kommt, besucht die Festung Petrovaradin. Im 17. Jahrhundert war sie die größte in Europa. Sie erstreckt sich über ein Gebiet von über einem Quadratkilometer, unter ihr verläuft ein Gangsystem von mehr als 16 Kilometern, und einst konnten die Soldaten aus 12.000 Schießscharten auf den Feind anlegen. Heute geht es friedlicher zu. Jedes Jahr im Juli findet innerhalb der Festungsmauern das EXIT, eines der größten Musikfestivals in Südosteuropa, statt.