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Polen: Winterurlaub an der Ostsee und auf Masurens Seen und Bergen (Teil 1)

 

Einsame Meeresstrände, schneebedeckte Wälder, unzählige stille Wasserflächen, die der Frost in Sport- und Abenteuerspielplätze verwandelt. Der Norden und Nordosten Polens sind in der kalten Jahreszeit ein Tummelplatz für Eisläufer, Eissegler und Eisschwimmer, Eisangler und Eistaucher. Und selbst zu Ski Alpin und Snowboarding mit Ostseeblick gibt es Gelegenheit – zu Langlauf, Rodeln, Winterwandern sowieso. Perfekt ergänzt wird all der Outdoorspaß durch jede Menge Wellness-Angebote, gutes Essen und Kultur.

 

Stettin: Tanzen auf dem Eis und Sternstunden für junge Meereswissenschaftler

 

Foto: MCN

 

Unsere winterliche Reise durch den weiten, weißen und oft menschenleeren Norden Polens beginnt zwei Autostunden von Berlin (mit Flixbus ab 2 h 10 min) – in Szczecin (Stettin), der hippen City an der Oder, Hauptstadt von Westpommern. Auf der Uferpromenade tanzten wir im Sommer unter alten Hafenkränen Tango. Jetzt zieht es uns zur Netto-Arena. Dort lädt die überdachte Eisbahn in diesem Winter bis zum 16. Februar zum Schlittschuh laufen ein. Bis zum 22. Dezember 2024 findet der Stettiner Weihnachtsmarkt statt.

Lieblingsplatz der Jüngsten ist das Maritime Wissenschaftszentrum MCN. Der futuristische Palast für junge Meeresforscher ist die neueste Attraktion der alten Schifffahrtsstadt am Haff. Hier können Kinder und Erwachsene mit cooler Technik experimentieren und viel Wissenswertes rund ums Wasser lernen. Und weil die Sterne wichtig für die Seefahrt sind, ist auch ein Planetarium im Haus. Während die Kids an einem Bootsmodell im Workshop basteln, genießen die Erwachsenen vom Aussichtsdeck spektakuläre Blicke auf die Altstadt und den Fluss, der wenige Kilometer weiter in die Ostsee mündet.

 

Foto: Carsten Heinke

 

Schnell gelangen wir von hier aus ans Stettiner Haff und auf die Insel Usedom nach Swinemünde. Die „Stadt auf 44 Inseln“ mit der berühmten Mühlenbake hat nicht nur schöne und im Winter einsame Strände und Leuchttürme, sondern auch spannende Festungsbauten aus dem 19. Jahrhundert. Das Westliche Fort hat auch im Dezember und Januar geöffnet. Vom Ostseebad Międzyzdroje (Misdroy), wo wir im Hotel Aurora Family & SPA übernachten, starten wir zu Winterwanderungen durch den Woliner Nationalpark. Unsere Highlights in diesem Naturschutzgebiet an der Ostsee sind neben der Steilküste mit Aussichtspunkten uralte Bäume und der Türkis-See. Favorit der Kinder ist das Wisentgehege im nahen Wald.

 

Foto: Carsten Heinke

 

Märchenhafte Seen- und Waldlandschaften – ob mit, ob ohne Eis und Schnee – gibt es in Westpommern auch abseits der Küste. Ein echtes Abenteuerparadies ist der ganzjährig geöffnete Drawa-Nationalpark mit urigen Wäldern und wilden kleinen Flüssen. Wer nur wenig Zeit hat, sollte sich unbedingt den Krummen Wald bei Gryfino ansehen. Die Residenzen der Herzöge, die Pommern einst regierten, kann man gerade in den Wintermonaten in aller Ruhe besichtigen – etwa das Stettiner Schloss oder Schloss Darłowo (Rügenwalde), wo nicht nur die Rügenwalder Wurst erfunden wurde, sondern auch der letzte „Wikingerkönig“ Erich I. seine zehn letzten Lebensjahre verbrachte.

 

Eisbaden in Mielno: Mit „Walrossen“ und Halligalli in die frostig kalten Wellen

 

Foto: POT/MZM

 

Ich gebe zu, meine letzten Badeabenteuer bei Wassertemperaturen unter zehn Grad Celsius sind eine Weile her. Doch kann ich mich sehr gut daran erinnern, wie toll ich mich danach stets fühlte. Gesund sein soll es auch. Sind Winterbader doch bekannt dafür, dass ihnen Husten oder Schnupfen fremd sind. Probiere ich es wieder? Wenn ja, muss ich mich langsam dran gewöhnen. Beim nächsten Eisschwimmfestival in Mielno (Großmöllen) vom 6. bis 9. Februar 2025 werde ich wohl nur als Zuschauer am Strand dabei sein.

Doch auch das wird großer Spaß. Denn die 22. Internationale Rallye der Walrosse – so nennen sich die kälteunempfindlichen Wasserratten selbst – wird feuchtfröhlich, lautstark und knallbunt umrahmt von jeder Menge Halligalli. 2024 lockte das Spektakel über 8.500 Teilnehmer in den Ostseebadeort bei Koszalin (Köslin). Entsprechend zahlreich war das Publikum. Darum empfehle ich, sich rechtzeitig um ein Ticket und die Unterkunft zu kümmern.

Die gerade einmal 2.200 Einwohner zählende Stadt Mielno liegt sowohl am Meer als auch am Jezioro Jamno (Jamunder See). Bevor dieser durch Versandung zur Lagune wurde, war er die Jamunder Bucht, an deren südlichem Ende bis zum 16. Jahrhundert der Hafen von Köslin lag. Jetzt trennt ihn eine junge Nehrung von der Ostsee. Die zehn Kilometer lange, 500 bis 700 Meter breite Landzunge ist ein beliebtes Feriendomizil – mehr und mehr auch in der kalten Jahreszeit, wenn die im Sommer oft recht vollen Strände an normalen Tagen eher leer und einsam sind. Gut versüßen kann man seinen Winterurlaub hier mit Kur und Wellness.

 

Foto: Carsten Heinke

 
Ostseeurlaub mit allem Drum und Dran: die oft sehr guten und preiswerten Unterkünfte in Mielno und Umgebung sind im Winter eigentlich nicht schwer zu kriegen, anders in der Zeit des Eisschwimmfestivals Zlot Morsów. Rechtzeitiges Buchen lohnt sich, etwa im ARCHE Fabryka Samolotów w Mielnie (ab 295 PLN/68 € ÜF) oder Hotel Emocja SPA (mindestens 2 Nächte, z. B. 06.–08.02.2025 für 774 PLN/178 € ÜF). Einige Hotels haben spezielle Pauschalangebote, z. B. das Savana Resort Mielno (mindestens 2 Nächte, z. B. 07.–09.02.2025 für 1.198 PLN/275 € ÜF oder 3 Nächte 06.–09.02.2025 für 2.097 PLN/481 € HP). Im Dune Beach Resort kostet eine Übernachtung mit Zugang zum Wellnessbereich ab 461 PLN/106 €, mit Halbpension ab 741 PLN/170 €. Auch Ferienhäuser stehen zur Verfügung – etwa von Domki BALTIC FAMILY (3 Nächte vom 06.–09.02.2025 für 338 €) oder Domki Wierzbówka (mindestens 3 Nächte, 06.–9.02.2025 ab 1.599 PLN/367 €).
 

Łeba: Über kahle Dünenberge kraxeln und dann im Strand-Schloss schlemmen

 

Foto: Carsten Heinke

 

Wind und feiner Meeressand formen im Słowiński Park Narodowy (Slowinzischer Nationalpark) nahe dem Ostseestädtchen Łeba (Leba) eine sehr spezielle, wunderschöne Küstenlandschaft. Dünen sind am Meer nichts Ungewöhnliches. Doch diese hier sind schon ein kleines Sandgebirge und obendrein noch permanent auf Wanderschaft. Im Sommer trifft man viele Leute hier. Jetzt in der kalten Jahreszeit ist es fast menschenleer und still. Ich zum Beispiel bin heute allein mit der Natur.

Meine Wanderung startet in Łeba. Im Sommer warten Elektrotaxis – „Meleks“ genannt – am Parkeingang. Im Winter, wenn es kaum Besucher gibt, muss man sie vorbestellen. Ich laufe lieber – und auch nicht die Straße lang, sondern auf einem Trampelpfad durch lichten Küstenwald. Wo er endet, fängt die Wüste an. Denn dort erhebt sie sich zur Wydma Łącka (Lontzkedüne), auch Łącka Góra (Lontzkeberg) genannt.

 

Fotos: Zamek Łeba

 

Mit breiten, ausladenden Hängen und einem hohen Kamm zieht sich die Superdüne über eine Nehrung zwischen Meer und Jezioro Łebsko (Lebasee). 500 Hektar groß und im Sommer bis zu 42 Meter mächtig, zählt sie zu Europas höchsten und massivsten Wandersandgebirgen. Jetzt im Winter ist sie etwas niedriger. Dafür ist ihr Tempo höher. Beständig neue Muster bläst der Wind hinein, lässt die feinen Körner bis zur Oberkante aufwärts rieseln, bis sie wieder steil nach unten fallen, und hält damit den ganzen Riesenhaufen unablässig in Bewegung.

Bis zu zwölf Meter jährlich verschiebt sich dieser so von West nach Ost. Ohne Rücksicht auf Verluste begräbt die Wüste in Bewegung dabei alles unter sich, was ihr im Wege steht – so wie einst auch das Dorf Lontzke und den Wald ringsum. Am Anfang wie am Ende der Lawine sehe ich die Spitzen toter Kiefern oder Birken. So wie Ertrinkende verzweifelt ihre Arme heben, strecken die erstickten Bäume ihre kahlen Äste aus dem Sand. Nun stehe ich ganz oben und schaue auf zwei Wasserflächen. Vor mir liegt die Ostsee, hinter mir der Lebasee.

Am breiten Strand mit feinem Sand und dunklen Kieselsteinen marschiere ich zurück nach Łeba, wo mich schon mein Abendessen und ein sehr bequemes Bett erwarten. Sowohl mein Zimmer als das Restaurant befinden sich im Zamek Łeba, ein Vier-Sterne-Strandhotel im Stile eines Schlosses mit einem Spa und wunderschöner Aussicht. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es eröffnet, vor ein paar Jahren gründlich renoviert und mit modernem, elegantem Innenleben ausgestattet. Ein weiteres Hotel in einem echten historischen Schloss in Łeba ist Zamek Nowęcin (Schloss Neuhof).

 

Sopot: Wo man von Sauna, Eislaufbahn und Skihang auf Strand und Meer schaut

 
 
 
 
Ob mit, ob ohne Schnee: Ein Spaziergang auf der Seebrücke in Sopot – auf dem Molo, wie die Polen sagen – ist für mich stets wie Theater. Hab ich die Stadt im Rücken, liegt die Ostsee vor mir wie auf einer Bühne. Nach ein paar Schritten laufe ich gewissermaßen übers Meer und fühl mich selbst als Teil des windig-salzigen Naturspektakels. Das Wellenrauschen und die Möwenschreie liefern die akustische Begleitung. Winter an der Küste von Kaschubien!
 
Im Flockenwirbel stehe ich am Kopf des Piers, an dem sich auch der Jachthafen befindet. Mit 511,5 Metern zählt er zu den längsten in Europa. Ich dreh mich um. Nun geht der Vorhang auf für eine Szenerie, die sich genau von hier betrachten und bewundern lassen will. Der frische Schnee bedeckt sie leicht wie Puderzucker. So kann die Wintersonne alles glitzern lassen. Kurhäuser, Hotels und Türme, Parks und Brunnen sind zur Ostsee ausgerichtet. Sie war auch der Grund dafür, dass sich das Fischerdorf Sopot im 19. Jahrhundert in einen Kur- und Ferienort verwandelte.
 
 
Foto: Carsten Heinke
 
 
Dass Baden im und Aufenthalt am Meer gut für die Gesundheit sind, war damals noch recht junges Wissen. Doch es füllte zunehmend die Küstenorte mit Erholungssuchenden – vor allem in den Sommermonaten. Wer allerdings Einsamkeit und Ruhe schätzte, kam früher schon auch gern im Winter her.
 
Entlang der Danziger Bucht, wo das Meereswasser etwas wärmer und deutlich weniger salzig ist als in der westlichen Ostsee, entstanden Seebäder. Der erste Kurbetrieb in Sopot öffnete 1823 und lockte sowohl Gäste als auch Investoren an. Bald gab es weitere und ebenso Hotels, Gastronomie und ein Casino, Parks und Promenaden. Ein neuer Platz der Reichen und der Schönen war geboren.
 
Heute zählt die elegante Nachbarstadt von Danzig mehrere große Luxushotels wie das Sofitel Grand Sopot, das Sopot Marriott Resort & Spa, das Sheraton Sopot Hotel, das
Radisson Blu Hotel Sopot, das Haffner Hotel & SPA Sopot, das Hotel Rezydent oder kleinere wie das Testa Hotel und jede Menge andere sehr gute wie das Umi Hotel, das Sea Side Sopot oder das Hotel Eureka. Ganz auf Heilung und Wohlbefinden ausgerichtet sind das Balneologische Zentrum und das Sopotorium Hotel & Medical Spa.
 
Nur 2,5 Kilometer von der Seebrücke entfernt, bietet der 110 Meter hohe Skihügel Łysa Góra (Eliesenhöhe) als einziger in Polen die Gelegenheit, beim Wintersport direkt aufs Meer zu schauen. Ausgestattet mit einem knapp 300 Meter langen Skilift über 39 Meter Höhenunterschied, zwei Skipisten und einer Rodelbahn sowie einem Snowpark ist die kleine Anhöhe im Wald mit Ostseeblick sowohl bei Ski- und Schlittenfahrern als auch bei Snowboardern beliebt. Ausrüstung kann man vor Ort ausleihen, und professionelles Training buchen.
 
 
 
 
Wer gern im kalten Ostseewasser baden möchte, aber dafür noch Gesellschaft sucht, der kann mit den Eisschwimmerinnen und Eisschwimmern des Sopoter „Walrus Club“ schwimmen gehen. In der kalten Jahreszeit treffen sie sich jeden Sonntag um zwölf am Strand. Neben dem Restaurant M 15 gibt es direkt am Strand moderne Saunen mit Aussicht auf die Danziger Bucht. Sie haben Umkleideräume, Duschen und Toiletten. Die größte bietet Platz für bis zu 15 Personen. Vorher reservieren!
 
Alle Fans des Schlittschuhlaufens können sich darauf freuen, dass voraussichtlich am 6. Dezember wieder die Sopoter Eisbahn öffnet. Mit einer Fläche von 35 mal 18 Metern nimmt sie etwa 100 Leute gleichzeitig auf. Dank ihrer erstklassigen Lage auf dem zentralen Skwer Kuracyjny vor dem Molo hat man vom Eis aus beste Aussicht auf den schönen Kurplatz und die Ostsee. Weitere Eisbahnen in der Nähe gibt es in Gdynia zwischen der Sporthalle und dem Riviera Center sowie in Danzig am Plac Zebrań Ludowych und in der Eissporthalle Hala Oliva.
 
© Text: Carsten Heinke
(Die Recherche zu diesem Beitrag wurde vom Polnischen Fremdenverkehrsamt unterstützt.)
 

Buchtipp: Mehr zum Thema gibt’s in meinem Reisebuch Nordpolen – 56 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade, Online-Bestellungen hier.

Allgemeine Info-Links: Polen Travel, Pommern kulinarisch

 

Foto: visit.sopot.pl

Polen: Winterurlaub an der Ostsee und auf Masurens Seen und Bergen (Teil 1)

 

Einsame Meeresstrände, schneebedeckte Wälder, unzählige stille Wasserflächen, die der Frost in Sport- und Abenteuerspielplätze verwandelt. Der Norden und Nordosten Polens sind in der kalten Jahreszeit ein Tummelplatz für Eisläufer, Eissegler und Eisschwimmer, Eisangler und Eistaucher. Und selbst zu Ski Alpin und Snowboarding mit Ostseeblick gibt es Gelegenheit – zu Langlauf, Rodeln, Winterwandern sowieso. Perfekt ergänzt wird all der Outdoorspaß durch jede Menge Wellness-Angebote, gutes Essen und Kultur.

 

Stettin: Tanzen auf dem Eis und Sternstunden für junge Meereswissenschaftler

 

Foto: MCN

 

Unsere winterliche Reise durch den weiten, weißen und oft menschenleeren Norden Polens beginnt zwei Autostunden von Berlin (mit Flixbus ab 2 h 10 min) – in Szczecin (Stettin), der hippen City an der Oder, Hauptstadt von Westpommern. Auf der Uferpromenade tanzten wir im Sommer unter alten Hafenkränen Tango. Jetzt zieht es uns zur Netto-Arena. Dort lädt die überdachte Eisbahn in diesem Winter bis zum 16. Februar zum Schlittschuh laufen ein. Bis zum 22. Dezember 2024 findet der Stettiner Weihnachtsmarkt statt.

Lieblingsplatz der Jüngsten ist das Maritime Wissenschaftszentrum MCN. Der futuristische Palast für junge Meeresforscher ist die neueste Attraktion der alten Schifffahrtsstadt am Haff. Hier können Kinder und Erwachsene mit cooler Technik experimentieren und viel Wissenswertes rund ums Wasser lernen. Und weil die Sterne wichtig für die Seefahrt sind, ist auch ein Planetarium im Haus. Während die Kids an einem Bootsmodell im Workshop basteln, genießen die Erwachsenen vom Aussichtsdeck spektakuläre Blicke auf die Altstadt und den Fluss, der wenige Kilometer weiter in die Ostsee mündet.

 

Foto: Carsten Heinke

 

Schnell gelangen wir von hier aus ans Stettiner Haff und auf die Insel Usedom nach Swinemünde. Die „Stadt auf 44 Inseln“ mit der berühmten Mühlenbake hat nicht nur schöne und im Winter einsame Strände und Leuchttürme, sondern auch spannende Festungsbauten aus dem 19. Jahrhundert. Das Westliche Fort hat auch im Dezember und Januar geöffnet. Vom Ostseebad Międzyzdroje (Misdroy), wo wir im Hotel Aurora Family & SPA übernachten, starten wir zu Winterwanderungen durch den Woliner Nationalpark. Unsere Highlights in diesem Naturschutzgebiet an der Ostsee sind neben der Steilküste mit Aussichtspunkten uralte Bäume und der Türkis-See. Favorit der Kinder ist das Wisentgehege im nahen Wald.

 

Foto: Carsten Heinke

 

Märchenhafte Seen- und Waldlandschaften – ob mit, ob ohne Eis und Schnee – gibt es in Westpommern auch abseits der Küste. Ein echtes Abenteuerparadies ist der ganzjährig geöffnete Drawa-Nationalpark mit urigen Wäldern und wilden kleinen Flüssen. Wer nur wenig Zeit hat, sollte sich unbedingt den Krummen Wald bei Gryfino ansehen. Die Residenzen der Herzöge, die Pommern einst regierten, kann man gerade in den Wintermonaten in aller Ruhe besichtigen – etwa das Stettiner Schloss oder Schloss Darłowo (Rügenwalde), wo nicht nur die Rügenwalder Wurst erfunden wurde, sondern auch der letzte „Wikingerkönig“ Erich I. seine zehn letzten Lebensjahre verbrachte.

 

Eisbaden in Mielno: Mit „Walrossen“ und Halligalli in die frostig kalten Wellen

 

Foto: POT/MZM

 

Ich gebe zu, meine letzten Badeabenteuer bei Wassertemperaturen unter zehn Grad Celsius sind eine Weile her. Doch kann ich mich sehr gut daran erinnern, wie toll ich mich danach stets fühlte. Gesund sein soll es auch. Sind Winterbader doch bekannt dafür, dass ihnen Husten oder Schnupfen fremd sind. Probiere ich es wieder? Wenn ja, muss ich mich langsam dran gewöhnen. Beim nächsten Eisschwimmfestival in Mielno (Großmöllen) vom 6. bis 9. Februar 2025 werde ich wohl nur als Zuschauer am Strand dabei sein.

Doch auch das wird großer Spaß. Denn die 22. Internationale Rallye der Walrosse – so nennen sich die kälteunempfindlichen Wasserratten selbst – wird feuchtfröhlich, lautstark und knallbunt umrahmt von jeder Menge Halligalli. 2024 lockte das Spektakel über 8.500 Teilnehmer in den Ostseebadeort bei Koszalin (Köslin). Entsprechend zahlreich war das Publikum. Darum empfehle ich, sich rechtzeitig um ein Ticket und die Unterkunft zu kümmern.

Die gerade einmal 2.200 Einwohner zählende Stadt Mielno liegt sowohl am Meer als auch am Jezioro Jamno (Jamunder See). Bevor dieser durch Versandung zur Lagune wurde, war er die Jamunder Bucht, an deren südlichem Ende bis zum 16. Jahrhundert der Hafen von Köslin lag. Jetzt trennt ihn eine junge Nehrung von der Ostsee. Die zehn Kilometer lange, 500 bis 700 Meter breite Landzunge ist ein beliebtes Feriendomizil – mehr und mehr auch in der kalten Jahreszeit, wenn die im Sommer oft recht vollen Strände an normalen Tagen eher leer und einsam sind. Gut versüßen kann man seinen Winterurlaub hier mit Kur und Wellness.

 

Foto: Carsten Heinke

 
Ostseeurlaub mit allem Drum und Dran: die oft sehr guten und preiswerten Unterkünfte in Mielno und Umgebung sind im Winter eigentlich nicht schwer zu kriegen, anders in der Zeit des Eisschwimmfestivals Zlot Morsów. Rechtzeitiges Buchen lohnt sich, etwa im ARCHE Fabryka Samolotów w Mielnie (ab 295 PLN/68 € ÜF) oder Hotel Emocja SPA (mindestens 2 Nächte, z. B. 06.–08.02.2025 für 774 PLN/178 € ÜF). Einige Hotels haben spezielle Pauschalangebote, z. B. das Savana Resort Mielno (mindestens 2 Nächte, z. B. 07.–09.02.2025 für 1.198 PLN/275 € ÜF oder 3 Nächte 06.–09.02.2025 für 2.097 PLN/481 € HP). Im Dune Beach Resort kostet eine Übernachtung mit Zugang zum Wellnessbereich ab 461 PLN/106 €, mit Halbpension ab 741 PLN/170 €. Auch Ferienhäuser stehen zur Verfügung – etwa von Domki BALTIC FAMILY (3 Nächte vom 06.–09.02.2025 für 338 €) oder Domki Wierzbówka (mindestens 3 Nächte, 06.–9.02.2025 ab 1.599 PLN/367 €).
 

Łeba: Über kahle Dünenberge kraxeln und dann im Strand-Schloss schlemmen

 

Foto: Carsten Heinke

 

Wind und feiner Meeressand formen im Słowiński Park Narodowy (Slowinzischer Nationalpark) nahe dem Ostseestädtchen Łeba (Leba) eine sehr spezielle, wunderschöne Küstenlandschaft. Dünen sind am Meer nichts Ungewöhnliches. Doch diese hier sind schon ein kleines Sandgebirge und obendrein noch permanent auf Wanderschaft. Im Sommer trifft man viele Leute hier. Jetzt in der kalten Jahreszeit ist es fast menschenleer und still. Ich zum Beispiel bin heute allein mit der Natur.

Meine Wanderung startet in Łeba. Im Sommer warten Elektrotaxis – „Meleks“ genannt – am Parkeingang. Im Winter, wenn es kaum Besucher gibt, muss man sie vorbestellen. Ich laufe lieber – und auch nicht die Straße lang, sondern auf einem Trampelpfad durch lichten Küstenwald. Wo er endet, fängt die Wüste an. Denn dort erhebt sie sich zur Wydma Łącka (Lontzkedüne), auch Łącka Góra (Lontzkeberg) genannt.

 

Fotos: Zamek Łeba

 

Mit breiten, ausladenden Hängen und einem hohen Kamm zieht sich die Superdüne über eine Nehrung zwischen Meer und Jezioro Łebsko (Lebasee). 500 Hektar groß und im Sommer bis zu 42 Meter mächtig, zählt sie zu Europas höchsten und massivsten Wandersandgebirgen. Jetzt im Winter ist sie etwas niedriger. Dafür ist ihr Tempo höher. Beständig neue Muster bläst der Wind hinein, lässt die feinen Körner bis zur Oberkante aufwärts rieseln, bis sie wieder steil nach unten fallen, und hält damit den ganzen Riesenhaufen unablässig in Bewegung.

Bis zu zwölf Meter jährlich verschiebt sich dieser so von West nach Ost. Ohne Rücksicht auf Verluste begräbt die Wüste in Bewegung dabei alles unter sich, was ihr im Wege steht – so wie einst auch das Dorf Lontzke und den Wald ringsum. Am Anfang wie am Ende der Lawine sehe ich die Spitzen toter Kiefern oder Birken. So wie Ertrinkende verzweifelt ihre Arme heben, strecken die erstickten Bäume ihre kahlen Äste aus dem Sand. Nun stehe ich ganz oben und schaue auf zwei Wasserflächen. Vor mir liegt die Ostsee, hinter mir der Lebasee.

Am breiten Strand mit feinem Sand und dunklen Kieselsteinen marschiere ich zurück nach Łeba, wo mich schon mein Abendessen und ein sehr bequemes Bett erwarten. Sowohl mein Zimmer als das Restaurant befinden sich im Zamek Łeba, ein Vier-Sterne-Strandhotel im Stile eines Schlosses mit einem Spa und wunderschöner Aussicht. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es eröffnet, vor ein paar Jahren gründlich renoviert und mit modernem, elegantem Innenleben ausgestattet. Ein weiteres Hotel in einem echten historischen Schloss in Łeba ist Zamek Nowęcin (Schloss Neuhof).

 

Sopot: Wo man von Sauna, Eislaufbahn und Skihang auf Strand und Meer schaut

 
 
 
 
Ob mit, ob ohne Schnee: Ein Spaziergang auf der Seebrücke in Sopot – auf dem Molo, wie die Polen sagen – ist für mich stets wie Theater. Hab ich die Stadt im Rücken, liegt die Ostsee vor mir wie auf einer Bühne. Nach ein paar Schritten laufe ich gewissermaßen übers Meer und fühl mich selbst als Teil des windig-salzigen Naturspektakels. Das Wellenrauschen und die Möwenschreie liefern die akustische Begleitung. Winter an der Küste von Kaschubien!
 
Im Flockenwirbel stehe ich am Kopf des Piers, an dem sich auch der Jachthafen befindet. Mit 511,5 Metern zählt er zu den längsten in Europa. Ich dreh mich um. Nun geht der Vorhang auf für eine Szenerie, die sich genau von hier betrachten und bewundern lassen will. Der frische Schnee bedeckt sie leicht wie Puderzucker. So kann die Wintersonne alles glitzern lassen. Kurhäuser, Hotels und Türme, Parks und Brunnen sind zur Ostsee ausgerichtet. Sie war auch der Grund dafür, dass sich das Fischerdorf Sopot im 19. Jahrhundert in einen Kur- und Ferienort verwandelte.
 
 
Foto: Carsten Heinke
 
 
Dass Baden im und Aufenthalt am Meer gut für die Gesundheit sind, war damals noch recht junges Wissen. Doch es füllte zunehmend die Küstenorte mit Erholungssuchenden – vor allem in den Sommermonaten. Wer allerdings Einsamkeit und Ruhe schätzte, kam früher schon auch gern im Winter her.
 
Entlang der Danziger Bucht, wo das Meereswasser etwas wärmer und deutlich weniger salzig ist als in der westlichen Ostsee, entstanden Seebäder. Der erste Kurbetrieb in Sopot öffnete 1823 und lockte sowohl Gäste als auch Investoren an. Bald gab es weitere und ebenso Hotels, Gastronomie und ein Casino, Parks und Promenaden. Ein neuer Platz der Reichen und der Schönen war geboren.
 
Heute zählt die elegante Nachbarstadt von Danzig mehrere große Luxushotels wie das Sofitel Grand Sopot, das Sopot Marriott Resort & Spa, das Sheraton Sopot Hotel, das
Radisson Blu Hotel Sopot, das Haffner Hotel & SPA Sopot, das Hotel Rezydent oder kleinere wie das Testa Hotel und jede Menge andere sehr gute wie das Umi Hotel, das Sea Side Sopot oder das Hotel Eureka. Ganz auf Heilung und Wohlbefinden ausgerichtet sind das Balneologische Zentrum und das Sopotorium Hotel & Medical Spa.
 
Nur 2,5 Kilometer von der Seebrücke entfernt, bietet der 110 Meter hohe Skihügel Łysa Góra (Eliesenhöhe) als einziger in Polen die Gelegenheit, beim Wintersport direkt aufs Meer zu schauen. Ausgestattet mit einem knapp 300 Meter langen Skilift über 39 Meter Höhenunterschied, zwei Skipisten und einer Rodelbahn sowie einem Snowpark ist die kleine Anhöhe im Wald mit Ostseeblick sowohl bei Ski- und Schlittenfahrern als auch bei Snowboardern beliebt. Ausrüstung kann man vor Ort ausleihen, und professionelles Training buchen.
 
 
 
 
Wer gern im kalten Ostseewasser baden möchte, aber dafür noch Gesellschaft sucht, der kann mit den Eisschwimmerinnen und Eisschwimmern des Sopoter „Walrus Club“ schwimmen gehen. In der kalten Jahreszeit treffen sie sich jeden Sonntag um zwölf am Strand. Neben dem Restaurant M 15 gibt es direkt am Strand moderne Saunen mit Aussicht auf die Danziger Bucht. Sie haben Umkleideräume, Duschen und Toiletten. Die größte bietet Platz für bis zu 15 Personen. Vorher reservieren!
 
Alle Fans des Schlittschuhlaufens können sich darauf freuen, dass voraussichtlich am 6. Dezember wieder die Sopoter Eisbahn öffnet. Mit einer Fläche von 35 mal 18 Metern nimmt sie etwa 100 Leute gleichzeitig auf. Dank ihrer erstklassigen Lage auf dem zentralen Skwer Kuracyjny vor dem Molo hat man vom Eis aus beste Aussicht auf den schönen Kurplatz und die Ostsee. Weitere Eisbahnen in der Nähe gibt es in Gdynia zwischen der Sporthalle und dem Riviera Center sowie in Danzig am Plac Zebrań Ludowych und in der Eissporthalle Hala Oliva.
 
© Text: Carsten Heinke
(Die Recherche zu diesem Beitrag wurde vom Polnischen Fremdenverkehrsamt unterstützt.)
 

Buchtipp: Mehr zum Thema gibt’s in meinem Reisebuch Nordpolen – 56 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade, Online-Bestellungen hier.

Allgemeine Info-Links: Polen Travel, Pommern kulinarisch

 

Foto: visit.sopot.pl