Tage ohne Hektik und Alltagsstress, das bietet ein Urlaub in Karelien, einer historischen Landschaft im äußersten Osten Finnlands. Wer hier zu Hause ist, hat ein besonders inniges Verhältnis zur Natur und lässt alte Traditionen hochleben.
Frauenpower in Ostfinnland
Jubelschreie im finnischen Wald. Saimi Hoyer ist fündig geworden. Wieder einmal hat sie einen seltenen oder besonders schmackhaften Pilz gefunden. Wer mit dem 50-jährigen Fotomodel zum Waldspaziergang aufbricht, darf keinen ruhigen und besinnlichen Ausflug erwarten. Ihre leuchtend orangen Haare passen zur Herbstfärbung der Blätter.
Saimi Hoyer ist in der Nähe von Punkaharju unterwegs, einem nur wenige Meter breiten Hügelrücken der zwei Seen im Saimaa-Gebiet voneinander trennt. Die Finnen betrachten ihn als eine ihrer „Nationallandschaften“, Gegenden also, die nach ihrer Ansicht das Land besonders gut charakterisieren.
Schon der russische Zar Nikolaus I. war so begeistert von Punkaharju, dass er 1843 anordnete – damals gehörte Finnland noch zu Russland – das Gebiet unter besonderen Schutz zu stellen. „Punkaharju ist einer meiner Lieblingsplätze auf der Welt“, schwärmt Saimi Hoyer und sagt weiter: „Der Wald ist ein Freund, der nie weggeht.“
Auf Pilzsuche mit dem Fotomodel

Piroggen nach alter Tradition
Paula Okkola preist ihre Ferienhäuser an. Die liegen weit voneinander entfernt auf einer der unzähligen Inseln im Saimaa. Von oben betrachtet, sieht der See aus wie ein riesiges Labyrinth aus Blau und Grün, aus Wasser und Inseln. Der Saimaa ist Finnlands größter See.
Ginge man an allen seiner Ufer entlang, wäre man unglaubliche 14 500 Kilometer unterwegs. Das entspricht in etwa der Strecke von Berlin nach New York und zurück. Mit weitem Abstand hält der Saimaa daher den Weltrekord für den See mit der längsten Küstenlinie. Außerdem hat ihn das renommierte Wall Street Journal vor einigen Jahren auf die Top 5-Liste der schönsten Seen der Welt gesetezt.
Zu jedem Haus von Paula Okkola gehören Sauna und Ruderboot. Das wichtigste aber sei, so Okkola, auf Deutsch: „Jedes Haus hat seine eigene Ruhe.“ Zu ihr kommen aber nicht nur Gäste, die abseits des Alltags richtig entspannen wollen. Paula Okkola bietet auch Kurse an, bei denen man lernt karelische Piroggen zu backen. Die sind typisch für die Region und wurden früher von den Bauern als Pausennahrung mit zur Feldarbeit genommen.
Um sie herzustellen, braucht es nicht viele Zutaten. Wasser, Salz und Roggen- oder Weizenmehl reichen. Daraus formt man ein „Schiffchen“ – das ist wichtig, denn Piroggen müssen, so Paula Okkola, die Form eines Ruderbootes haben.
Schließlich füllt man das „Teigboot“ mit Kartoffel- oder Gerstenbrei und schiebt es in den Holzofen. Zumindest wenn man die Piroggen auf traditionelle Art und Weise backen will. Inzwischen verwenden manche Bäckerinnen und Bäcker auch Reis zur Füllung. Das kommt für Paula Okkola aber nicht in Frage. „Denn dann sind es keine karelischen Piroggen mehr“, sagt sie streng.
Whirlpool mit Robbenblick
