Willkommen beim Weltreisejournal! Reisereportagen und News aus aller Welt

Island: Extreme Landschaften am Polarkreis

Reykjavík, die nördlichste Hauptstadt der Welt, ist nur zwei bis drei Flugstunden von Deutschland entfernt und lässt sich bequem an einem verlängerten Wochenende erkunden. Wer etwas mehr Zeit mitbringt, kann spektakuläre Ausflüge in die Umgebung machen: In eine ausgebrannte Magmakammer einfahren, zwischen den Kontinenten abtauchen oder dampfende Solfatarenfelder erkunden.

 

Abstieg in die Magmakammer

 

Jules Vernes Helden begannen ihre „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ am isländischen Vulkan Snæfellsjökull. Alles nur Science Fiction? Nicht mehr, denn mittlerweile können sogar Touristen das Innere eines Vulkans erleben. Zwar nicht bis zum Mittelpunkt der Erde, aber immerhin bis in eine Tiefe von 120 m, was auch schon ziemlich beeindruckend ist.

Inside the Vulcano nennt sich das kleine Abenteuer und beginnt mitten in Reykjavík. Mit dem Kleinbus geht es in rund einer Dreiviertelstunde ins Bláfjöll, in die Blauen Berge, südöstlich der Hauptstadt. Bis zum Vulkan Þríhnúkagígur, ein Name, der für nichtisländische Zungen kaum auszusprechen ist und soviel wie Dreigipfelkrater bedeutet, sind es dann noch knapp eine Stunde Fußmarsch – hauptsächlich über mit Moos bedeckte Lavafelder.

 

Farbiges Gestein im Innern dr Magmakammer

 

Zum Schluss geht es noch einige Meter steil bergauf, dann steht man am Kraterrand. Über den ist eine Art Leiter gelegt ist, an der ein Korb hängt, so wie ihn Fensterputzer an Hochhäusern verwenden. Fünf Touristen und der Guide passen in den Korb, den man über eine schwankende Leiterkonstruktion erreicht. An Stahlseilen schwebt der Korb dann mit den staunenden Touristen und einem mulmigen Gefühl in die Tiefe. Anfangs ist die Öffnung so eng, dass der Korb immer wieder an den Wänden anstößt und mit den Händen in die richtige Richtung dirigiert werden muss. Doch dann weitet sich die Öffnung zu einer riesigen, schwach beleuchteten Halle und frei schwebend geht es 120 m in die Tiefe. So sieht also ein Vulkanschlot von innen aus, durch den irgendwann mal glühend heißes, flüssiges Gestein an die Oberfläche geschleudert worden ist. Sechs oder sieben Minuten dauert der Schwebezustand, bis die allerdings wie im Fluge vergehen, denn das Innere des Vulkanschlots leuchtet in allen Farben. Das geschmolzene und in bizarren Formen wiedererstarrte Gestein ist mal gelb, dann violett oder sogar leuchtend rot. Das Loch durch das der Korb sich hindurchgezwängt hat, ist bald nur noch ein winzig kleiner Lichtpunkt in weiter Ferne zu erkennen, es ist wirklich ein Abstieg ins Erdinnere. Rund eine Dreiviertelstunde können Besucher am Grund der vor 4000 Jahren ausgebrannten Magmakammer bleiben und sich in der Magmakammer umschauen, bevor sie wieder in den Korb einsteigen müssen und wieder ans Tageslicht gebracht werden.

 

Schnorcheln zwischen den Kontinenten

Im Þingvellir-Nationalpark kann man nicht nur wandern sondern auch in eiskaltem Gletscherwasser Schnorcheln. Das Wasser ist kristallklar und die Sicht beträgt mehr als 100 Meter, was weltweit einmalig ist.

Für diese unglaubliche Unterwassersicht gibt es zwei Gründe: Das Wasser hat das ganze Jahr über eine Temperatur um 2° C und es ist das Schmelzwasser des rund 50 km entfernten Langjökull, das jahrelang durch das Lavagestein geflossen ist und dabei gefiltert wurde. Die Silfra-Spalte, die in den Þinvallavatn mündet, ist durch das Auseinanderdriften der Nordamerikanischen und Eurasischen Platte entstanden. Jedes Jahr wird die Spalte rund sieben Millimeter breiter.

Bevor man allerdings ans Schnorcheln denken kann, muss man sich erstmal warm anziehen: eine mühselige Prozedur! Lange Unterwäsche, warme Socken, dann erst zwängt man sich in den Dry Suit. Jetzt nur noch Handschuhe, Mütze, Taucherbrille, Schnorchel und Flossen, dann kann es endlich losgehen. Das Wasser ist wirklich eiskalt, man merkt es sofort im Gesicht und nach einer Weile werden auch Hände und Füße kalt. Aber es lohnt sich, vor allem wenn die Sonne scheint. Denn dann fluoreszieren die fadenförmigen Algen an den Felsen in einem unwirklichen Grün. Durch das unglaublich klare Wasser verliert man jegliches Gefühl für die Tiefe. Am Ende der Spalte lässt man sich dann noch eine Weile durch die flache Silfra-Lagune treiben, bevor es wieder an Land geht, wo Kekse und heißer Kakao warten.

 

Pingvellir Nationalpark, Allmännerschlucht

 

Unterwegs auf der Rauchhalbinsel

Die Halbinsel Reykjanes bildet den südwestlichen Zipfel Islands. Hier begann mit der Landnahme von Ingólfur Arnason die Besiedlung der Insel, doch für Ackerbau und Viehzucht war die Gegend nicht besonders geeignet, denn es ist eine der unruhigsten Gegenden Islands.

Schon beim Anflug auf den internationalen Flughafen Keflavík sind die meist kahlen und trostlosen Lavaflächen auszumachen. An einigen Stellen steigt Rauch auf, weshalb der Name der Halbinsel mit „Rauchspitze“ oder „Rauchhalbinsel“ durchaus passend gewählt wurde. Auch die größte Attraktion Islands, die Blaue Lagune, ein Thermalbad mit herrlich warmem, milchig-blauem Wasser inmitten einer bizarren Vulkanlandschaft, ist ein Produkt der im Untergrund brodelnden Hitze.

 

Reykjanes, Geothermalgebiet Gunuhver

 

Weit weniger bekannt und lange nicht so überlaufen wie die Blaue Lagune ist das Hochtemperaturgebiet am Kap Reykjanes. Der Leuchtturm weist nicht nur den Schiffen den Weg, auch von Land aus ist er weithin sichtbar und posiert auf einem Vulkanhügel als perfektes Fotomotiv. Im Hintergrund dampft das Geothermalgebiet Gunnuhver. Vom Küstenplateau, das von bizarr erodierten Felsen eingerahmt wird, ist der Vogelfelsen Eldey im Meer zu sehen. Hier lebten die letzten Riesenalke bevor sie 1844 ausgestorben sind. Eine Skulptur erinnert an die imposanten Vögel, ein ausgestopftes Exemplar befindet sich im Institut für Naturgeschichte in Reykjavík.

Nach einem Spaziergang erreicht man das Geothermalgebiet Gunnuhver, das erst in den 1960er-Jahren durch ein Erdbeben entstandenen ist. Erst seit Kurzem gibt es sichere Holzbohlenwege, von denen aus man sich die blubbernden Schlammtöpfe und die bunten Schwefelfelder anschauen kann.

 

Reykjanes, Riesenalk

 
© Text und Fotos: Christian Nowak

Island: Extreme Landschaften am Polarkreis

Reykjavík, die nördlichste Hauptstadt der Welt, ist nur zwei bis drei Flugstunden von Deutschland entfernt und lässt sich bequem an einem verlängerten Wochenende erkunden. Wer etwas mehr Zeit mitbringt, kann spektakuläre Ausflüge in die Umgebung machen: In eine ausgebrannte Magmakammer einfahren, zwischen den Kontinenten abtauchen oder dampfende Solfatarenfelder erkunden.

 

Abstieg in die Magmakammer

 

Jules Vernes Helden begannen ihre „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ am isländischen Vulkan Snæfellsjökull. Alles nur Science Fiction? Nicht mehr, denn mittlerweile können sogar Touristen das Innere eines Vulkans erleben. Zwar nicht bis zum Mittelpunkt der Erde, aber immerhin bis in eine Tiefe von 120 m, was auch schon ziemlich beeindruckend ist.

Inside the Vulcano nennt sich das kleine Abenteuer und beginnt mitten in Reykjavík. Mit dem Kleinbus geht es in rund einer Dreiviertelstunde ins Bláfjöll, in die Blauen Berge, südöstlich der Hauptstadt. Bis zum Vulkan Þríhnúkagígur, ein Name, der für nichtisländische Zungen kaum auszusprechen ist und soviel wie Dreigipfelkrater bedeutet, sind es dann noch knapp eine Stunde Fußmarsch – hauptsächlich über mit Moos bedeckte Lavafelder.

 

Farbiges Gestein im Innern dr Magmakammer

 

Zum Schluss geht es noch einige Meter steil bergauf, dann steht man am Kraterrand. Über den ist eine Art Leiter gelegt ist, an der ein Korb hängt, so wie ihn Fensterputzer an Hochhäusern verwenden. Fünf Touristen und der Guide passen in den Korb, den man über eine schwankende Leiterkonstruktion erreicht. An Stahlseilen schwebt der Korb dann mit den staunenden Touristen und einem mulmigen Gefühl in die Tiefe. Anfangs ist die Öffnung so eng, dass der Korb immer wieder an den Wänden anstößt und mit den Händen in die richtige Richtung dirigiert werden muss. Doch dann weitet sich die Öffnung zu einer riesigen, schwach beleuchteten Halle und frei schwebend geht es 120 m in die Tiefe. So sieht also ein Vulkanschlot von innen aus, durch den irgendwann mal glühend heißes, flüssiges Gestein an die Oberfläche geschleudert worden ist. Sechs oder sieben Minuten dauert der Schwebezustand, bis die allerdings wie im Fluge vergehen, denn das Innere des Vulkanschlots leuchtet in allen Farben. Das geschmolzene und in bizarren Formen wiedererstarrte Gestein ist mal gelb, dann violett oder sogar leuchtend rot. Das Loch durch das der Korb sich hindurchgezwängt hat, ist bald nur noch ein winzig kleiner Lichtpunkt in weiter Ferne zu erkennen, es ist wirklich ein Abstieg ins Erdinnere. Rund eine Dreiviertelstunde können Besucher am Grund der vor 4000 Jahren ausgebrannten Magmakammer bleiben und sich in der Magmakammer umschauen, bevor sie wieder in den Korb einsteigen müssen und wieder ans Tageslicht gebracht werden.

 

Schnorcheln zwischen den Kontinenten

Im Þingvellir-Nationalpark kann man nicht nur wandern sondern auch in eiskaltem Gletscherwasser Schnorcheln. Das Wasser ist kristallklar und die Sicht beträgt mehr als 100 Meter, was weltweit einmalig ist.

Für diese unglaubliche Unterwassersicht gibt es zwei Gründe: Das Wasser hat das ganze Jahr über eine Temperatur um 2° C und es ist das Schmelzwasser des rund 50 km entfernten Langjökull, das jahrelang durch das Lavagestein geflossen ist und dabei gefiltert wurde. Die Silfra-Spalte, die in den Þinvallavatn mündet, ist durch das Auseinanderdriften der Nordamerikanischen und Eurasischen Platte entstanden. Jedes Jahr wird die Spalte rund sieben Millimeter breiter.

Bevor man allerdings ans Schnorcheln denken kann, muss man sich erstmal warm anziehen: eine mühselige Prozedur! Lange Unterwäsche, warme Socken, dann erst zwängt man sich in den Dry Suit. Jetzt nur noch Handschuhe, Mütze, Taucherbrille, Schnorchel und Flossen, dann kann es endlich losgehen. Das Wasser ist wirklich eiskalt, man merkt es sofort im Gesicht und nach einer Weile werden auch Hände und Füße kalt. Aber es lohnt sich, vor allem wenn die Sonne scheint. Denn dann fluoreszieren die fadenförmigen Algen an den Felsen in einem unwirklichen Grün. Durch das unglaublich klare Wasser verliert man jegliches Gefühl für die Tiefe. Am Ende der Spalte lässt man sich dann noch eine Weile durch die flache Silfra-Lagune treiben, bevor es wieder an Land geht, wo Kekse und heißer Kakao warten.

 

Pingvellir Nationalpark, Allmännerschlucht

 

Unterwegs auf der Rauchhalbinsel

Die Halbinsel Reykjanes bildet den südwestlichen Zipfel Islands. Hier begann mit der Landnahme von Ingólfur Arnason die Besiedlung der Insel, doch für Ackerbau und Viehzucht war die Gegend nicht besonders geeignet, denn es ist eine der unruhigsten Gegenden Islands.

Schon beim Anflug auf den internationalen Flughafen Keflavík sind die meist kahlen und trostlosen Lavaflächen auszumachen. An einigen Stellen steigt Rauch auf, weshalb der Name der Halbinsel mit „Rauchspitze“ oder „Rauchhalbinsel“ durchaus passend gewählt wurde. Auch die größte Attraktion Islands, die Blaue Lagune, ein Thermalbad mit herrlich warmem, milchig-blauem Wasser inmitten einer bizarren Vulkanlandschaft, ist ein Produkt der im Untergrund brodelnden Hitze.

 

Reykjanes, Geothermalgebiet Gunuhver

 

Weit weniger bekannt und lange nicht so überlaufen wie die Blaue Lagune ist das Hochtemperaturgebiet am Kap Reykjanes. Der Leuchtturm weist nicht nur den Schiffen den Weg, auch von Land aus ist er weithin sichtbar und posiert auf einem Vulkanhügel als perfektes Fotomotiv. Im Hintergrund dampft das Geothermalgebiet Gunnuhver. Vom Küstenplateau, das von bizarr erodierten Felsen eingerahmt wird, ist der Vogelfelsen Eldey im Meer zu sehen. Hier lebten die letzten Riesenalke bevor sie 1844 ausgestorben sind. Eine Skulptur erinnert an die imposanten Vögel, ein ausgestopftes Exemplar befindet sich im Institut für Naturgeschichte in Reykjavík.

Nach einem Spaziergang erreicht man das Geothermalgebiet Gunnuhver, das erst in den 1960er-Jahren durch ein Erdbeben entstandenen ist. Erst seit Kurzem gibt es sichere Holzbohlenwege, von denen aus man sich die blubbernden Schlammtöpfe und die bunten Schwefelfelder anschauen kann.

 

Reykjanes, Riesenalk

 
© Text und Fotos: Christian Nowak